4104 – Lungenkrebs oder Kehlkopfkrebs – in Verbindung mit Asbeststaublungenerkrankung (Asbestose) – in Verbindung mit durch Asbeststaub verursachter Erkrankung der Pleura – bei Nachweis der Einwirkung einer kumulativen Asbestfaserstaub-Dosis am Arbeitsplatz von mindestens 25 Faserjahren { 25 x 106[(Fasern/m3) x Jahre]}

Achtung: Skandal??? – oder: Ein Fall für die Rechtsmedizin!
Die Vorgabe „…bei Nachweis(!!!) der Einwirkung einer kumulativen Asbestfaserstaub-Dosis am Arbeitsplatz von mindestens 25 Faserjahren { 25 x 106[(Fasern/m3) x Jahre]}“ wird laut einstimmiger Beteuerung von staatlichen Gewerbeärzten(!!!) und Vertretern der Asbestose-Selbsthilfe-Gruppe(!) im Oktober 2019 in Freiburg seit Jahren in dem Sinne im BK-Verfahren derart u n t e r l a u f e n, dass keine individuellen Meßergebnisse, sondern nur „Erfahrungswerte“ von der Beklagtenseite (sog. Berufsgenossenschaften und anderen Unternehmerhaftpflicht-Versicherungsträgern) zugrunde gelegt werden: Wie soll das beim Tatbestandsmerkmal „Einwirkung“ der Vollbeweisforderung entsprechen?

Weiß das der Verordnungsgeber, hier der „Berufskrankheiten“-Bundesminister Heil (SPD)?

 

Todesfälle p. a.

2008: N = 593
2009: N = 512
2010: N = 497
2011: N = 582
2012: N = 589
2013: N = 559

Hinweis: Die amtliche Statistik differenziert nicht nach Lokalisation!

Die maßgebliche Zuständigkeit für die Prävention nach dem SGB VII liegt beim Berufskrankheiten-Bundesministerium (BMAS-Abtlg. III/IIIb1).

 

Klinische Zuordnung: HNO-HeilkundePneumologie

Amtliches Merkblatt:
Müsch, Berufskrankheiten,  WVG 2006, S. 294-302 

Wissenschaftliche Begründung (Ergänzung):
Müsch, Berufskrankheiten, WVG 2006, S. 406-415

Begutachtungshinweis

Leider werden weiterhin bei der Ermittlung  der Asbestfaserjahre zu dieser BK die alveolengängigen (vgl. Lungen-Asbestose!) Feinststaubanteile vorgehalten, obwohl im Kehlkopf- und Bronchialbereich pathogenetisch der Asbestfaser-Gesamtstaub (Asbest-Nadeln!) wohl allein schon auch aus mechanischen Gründen als verursachendes Agens in Frage kommt.

Ferner werden auch im o. g. amtlichen Merkblatt die Asbestfaserjahre fälschlicherweise auf die alveolengängige Fraktion reduziert, die im Bronchialbaum bzw. Kehlkopfbereich kaum zum Tragen kommt. Bezogen auf die „Asbest-Feinstaub / Lungenalveolen – Asbest-Gesamtstaub / Bronchialbaum“ – Problematik sollte tunlichst der falsche Begriff „Lungenkrebs“ aufgegeben werden: Normale Asbestfasern verursachen keinen Lungenkrebs, sondern Bronchialkarzinome!

Aktuelles

Woitowitz, H.-J.:
Die Asbestkörperchen-Theorie ist tot:
Deutsches Mesotheliomregister – was nun?
Zbl. f. Arbeitsmedizin, 232–238, 2016 / DOI 10.1007/s40664-016-0135-3

Literaturhinweise:

Giesen, Th.:
Asbestverursachter Lungenkrebs ohne Asbestose.
Med.-Diss., Giessen 1988
Anmerkung: Asbestose wird von alveolengängigen Asbestfasern verursacht, der sog. Lungenkrebs als Bronchialkarzionom allerdings vom Asbest-Gesamtstaub (s. o.)!

Brusis, T., Michel, O. et al.:
Zufall oder Kausalität – zur Problematik der Anerkennung von Larynxkarzinomen bei Arbeitern in der Gummi-Industrie
Laryngo-Rhino-Otol 2007; 86:714-722

Keller, G.:
Das Larynxkarzinom als berufsbedingte Erkrankung bei Arbeitern der Gummiindustrie
Med. Diss., Köln 2000

BUCHVORSTELLUNG

Prof. Dr. Tilman Keck (Hrsg.), Krankenhaus der Elisabethinen, GrazUNI-MED Science, Bremen 2013

Buchbesprechung von T. Brusis, Köln – persönliche Mittlg. (24. 2. 2014)

In der Stimmrehabilitation von Kehlkopflosen haben sich die Stimmprothesen in den letzten 20 Jahren gegenüber der Speiseröhrensprache und den Servox-Sprechhilfen eindeutig durchgesetzt. Heute gehört die primäre Implantation einer Stimmprothese während der Laryngektomie zum Goldstandard. Bei sog. Altfällen oder bei der Unmöglichkeit einer primären Stimmversorgung kann auch eine sekundäre Implantation durchgeführt werden. Der Autor Tilman Keck sowie weitere Co-Autoren beschäftigen sich ausführlich mit der Geschichte, Indikation und Implantation der Stimmprothesen, die sich heute bewährt haben. Außerdem geben sie wichtige Hinweise zur Schluckrehabilitation nach Laryngektomie.
Im ersten Kapitel werden die historische Entwicklung der Stimmrehabilitation mit verschiedenen akustischen und pneumatischen Geräten sowie unterschiedliche operative Verfahren dargestellt. Dann beschreiben die Autoren das operative Vorgehen und einschließlich der Myotomie und geben Empfehlungen für die Gestaltung des Tracheostomas. Anschließend geben sie Hinweise, welche Stimmprothese-Systeme heute verfügbar sind und schildern ihre Vor- und Nachteile. Als Indikation für einen Stimmprothesenwechsel wird eine Aspiration durch eine undichte Kunststoffprothese, eine verschlechterte Sprechqualität oder ein höherer notwendiger Sprechdruck, eine Fistelerweiterung sowie eine Weichteilschrumpfung angegeben. Die oft schwierigen Probleme bei der Nachbehandlung sind ausführlich und kenntnisreich behandelt.
Abschließend beschäftigen sich die Autoren mit Hilfsmitteln zur Rehabilitation, wie einer olfaktorischen Riechhilfe und Kanüleneinsätzen für das fingerfreie Sprechen. Dann geben die Autoren einen Rückblick über die bisherige Entwicklung und einen Ausblick auf die noch ungelösten Fragen (z. B. Biofilmbildung).
Unter Mithilfe erfahrener Co-Autoren ist dem Autor Keck ein wertvolles Kompendium gelungen, welches für jeden, der Laryngektomien und deren Nachbehandlung durchführt, eine wichtige Hilfe sein kann. Gleichzeitig kann es auch als Nachschlagewerk für den niedergelassenen Arzt dienen, der in seiner Sprechstunde laryngektomierte Patienten betreut. Das kleine Lehrbuch ist mit vielen instruktiven fotografischen Abbildungen ausgestattet. Dieser wichtigen Neuerscheinung wird eine weite Verbreitung gewünscht.

Prof. Dr. med. T. Brusis
Institut für Begutachtung
Dürener Str. 199-203
5o931 Köln

Veranstaltungen / Vorträge

„Workshop“: Begutachtung in der Thoraxchirurgie, Berufskrankheiten
Vorsitzende: Müsch, Steveling
Referenten: Ludolf, Nowak, Zeugner

23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT),
Osnabrück , 2. 10. 2014, 10:00 Uhr

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