Psychiatrie

 

Krankheitsbilder / 13 BK-Nrn.:
Müsch, Berufskrankheiten, WVG 2006, S. 51-52 (Tabelle)

Weiterbildungsordnung (BÄK: MWBO i. d. F. v. 2008): Anzeigepflichtige Berufskrankheiten finden keinerlei Erwähnung! (Begutachtungskompetenz?)

Aktuelles – Parkinson/Lösungsmittel:
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=48058

Aktuelles – Lösungsmittel können dauerhafte Hirnschäden hinterlassen
Boston – Die intensive berufliche Exposition mit Lösungsmitteln hat bei Angestellten französischer Energiekonzerne kognitive Defizite hinterlassen, die in einer Studie in Neurology (2014; 82: 1716-1723) noch Jahre nach der Pensionierung nachweisbar waren.
Deutsches Ärzteblatt, Mittwoch, 14. Mai 2014

Literaturhinweise

Bitter, R. B.:
Berufskrankheiten und psychiatrische Krankheitsbilder
Univ. Diss., Duisburg-Essen, 2005
<Berufskrankheiten enthalten offensichtlich psychische Symptome, Syndrome und Krankheitsbilder, die in das psychiatrische Fachgebiet fallen…In der psychiatrischen Literatur…werden die Berufskrankheiten, insbesondere die Intoxikationserscheinungen durch gewerbliche Giftstoffe, nur selten erwähnt…>

Schelosky, S.:
Risikofaktoren der Multiplen Sklerose angehen … auf Vitamin D achten
Medical Tribune „Special“: Neurologie/Psychiatrie, 9. Mai 2014
„Die Beobachtung, dass in einer Kohorte von US-Soldaten und in der „Women`s Health“ – Studie Frauen, die eine „Vitamin D“ – Supplementation erhielten, seltener an einer MS erkrankten … in Genf allen MS-Patienten zur „Vitamin D“ – Einnahme geraten werde.“
(Vgl. X002)

Literaturkritik

ErgoMed 3/2014
Unter „Psychische Gesundheit“ (?) behandelt A. Meyer-Falcke  zum Thema „Psychische Belastungen in der Arbeitswelt / Psyche und Arbeit – Zwei Welten begegnen sich“ psychische Beanspruchungssymptome oder gar entsprechende Berufskrankheitenfragen nicht in arbeitsmedizinisch befriedigender Weise. Zwar wird „ausgebranntsein“ korrekterweise mit „burn out“ übersetzt, aber leider nicht mit Berufskrebs oder Berufsaufgabe wegen Berufskrankheiten in Zusammenhang gebracht. Ebenso werden „Krankschreibungen aufgrund psychischer Störungen…“ nicht auf Berufskrankheiten bezogen. So zeigt auch das Schlußwort nur die halbe Wahrheit: „Gesundheitsförderung wie sie sein sollte!“ (?), aber Prävention von Berufskrankheiten: Fehlanzeige!

 

Deutsches Ärzteblatt vom 21. Juni 2013
„Frage/Antwort: Die Bundespsychotherapeutenkammer hat sich dafür ausgesprochen, dass psychische Erkrankungen, die man auf Belastungen am Arbeitsplatz zurückführen kann, als Berufskrankheit anerkannt werden. Was halten Sie davon? – Panter:…sehr schwierig zu beantworten…bei psychischen Erkrankungen ist das noch weitaus schwieriger.“ (vgl. Bitter – s. o.)
Kommentar: Leider verschweigt Dr. Panter die vielfältigen, dem Fachgebiet „Psychiatrie“ zuzuordnenden Berufskrankheitsbilder (Erethismus mercurialis, Manganismus…etc. / Müsch 2006 – s. o.) und denkt auch nicht an die psychischen Folgen von Berufskrebs (mit „burn out“!) oder an psychische Erkrankungen durch Berufskrankheiten mit Zwang zur Berufsaufgabe etc.!

Veranstaltungen / Vorträge

Müller, K.:
Depressivität und Angst bei pneumologischen Berufskrankheiten

55. DGP-Kongreß, Bremen: Berufskrankheiten-Forum (28. März 2014)

Buchrezension

Roschker, N. S.:
Psychische Gesundheit als Tabuthema in der Arbeitswelt
Springer/Gabler/“RESEARCH“, Wiesbaden 2013

Wenn man den Titel ernst nimmt, unterstützt die Autorin sprachlich die landläufige Tabuisierung von Berufskrankheiten (BK). Im Buch selbst sucht man vergeblich nach Berufskrankheiten mit psychischen Befundkonstellationen (ca. 13 BK-Entitäten) bzw. nach Anteilnahme für BK-Opfer mit schweren Depressionen als Folge existentiell gravierender (Berufsaufgabe) und gar tödlicher Berufskrankheiten (sieben BK-Tote tagtäglich!).

Selbst einfache Zusammenhänge wie Krankmeldungen wegen Berufskrankheiten kommen nicht zur Sprache, obwohl „Fehlzeiten/Ausfallzeiten“ durchaus behandelt werden.

Als besonders Manko stellt sich heraus, dass als Untertitel ein „Leitfaden für die Unternehmensberichterstattung“ angekündigt wird: Betriebsstill-Legungen nach tödlichen Berufskrankheiten sind natürlich kein Thema, und dass Unternehmer generell von ihrer Haftpflicht nach § 104 SGB VII bei Berufskrankheiten befreit sind, betrifft ja keine „Gesundheitsfragen“.

Wollte man das Buch ironischerweise zuende denken, müßte man sich für die Neuauflage ein Kapitel „‹Gesundheitsprävention>“ vorstellen,  hilfreich wäre dann auch ein Sachregister / Stichwortverzeichnis. Vor Allem aber sollte eine medizinische Lektorierung eingeplant werden.

Weiterführende Literatur: Schärli, M.: Der Alltagsbegriff der Gesundheit
„Fundamental ist für Canguilhem … dass Gesundheit <kein wissenschaftlicher Begriff, sondern ein Alltagsbegriff> sei. … Dem wissenschaftlichen Zugang … entzogen …“
Neue Zürcher Zeitung, 3. Mai 2014

Cave: “Erst an den Krankheiten erkennt man die sonst in ihrer Selbstverständlichkeit unwahrnehmbare Struktur der Gesundheit.” (C. F. von Weizsäcker)

PS: „Burnout“ bei Berufskrebs?

Stilblüte: „Psychische Gesundheit“: Petra Bühring / DÄ 24. April 2015



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