HNO – Heilkunde

Krankheitsbilder / 17 BK-Nrn.:
Müsch, Berufskrankheiten, WVG 2006, S. 38-39 (Tabelle)

Weiterbildungsordnung (BÄK: MWBO i. d. F. v. 2008):
Anzeigepflichtige Berufskrankheiten finden keinerlei Erwähnung! (Begutachtungskompetenz?)

Aktuelles I

Neue Berufskrankheiten (Anlage 1 BKV)
13 19 Larynxkarzinom durch intensive und mehrjährige Exposition gegenüber schwefelsäurehaltigen Aerosolen

Wissenschaftliche Begründung

Gemeinsames Ministerialblatt / GMBl 2011, 25, 502-519

Zitat„Es wird daher noch mal angeregt, die bis heute vorliegenden
Forschungsergebnisse unter sachkundiger Beteiligung aller zuständigen
Fachgesellschaften noch einmal zu gewichten, bevor
ein „Larynxkarzinom durch intensive und mehrjährige Exposition
gegenüber schwefelsäurehaltigen Aerosolen“ in die BK-Liste
aufgenommen wird.“ (Brusis, T.: Stellungnahme zum Leserbrief von …(Hallier), Laryngo-Rhino-Otol 2013; 92: 283 · DOI: 10.1055/s-0033-1334872)

Analog zur BKV-Nr. 41 04  kann man auch von „Kehlkopfkrebs“ sprechen.

Aktuelles II

Prof. Dr. Brusis (2014, s. u.) diskutiert, die BK-Nr. 23 01 wie folgt zu erweitern: „Lärmschwerhörigkeit und Lärmtinnitus“.
Zitat: „Ohrgeräusche als „Begleit-Tinnitus“ einer Lämschwerhörigkeit…Einen lärmbedingten Tinnitus ohne lärmbedingten Hörverlust gibt es nicht.“

Rechtsprechung

Verminderter Geruchssinn als Berufskrankheit

Das Landessozialgericht Baden-Württemberg in Stuttgart hat vermindertes Riechvermögen bei der Personengruppe der im Bereich Montage und Reparatur von Transformatoren Versicherten als mit einer Berufskrankheit vergleichbare Erkrankung eingestuft.

LSG Baden-Württemberg, Urteil vom 09.03.2011
Aktenzeichen: L 2 U 4115/09
Landesrechtsprechung Baden-Württemberg

Literaturhinweise

Brusis, T.:
Beurteilung und MdE-Einschätzung des lärmbedingten Tinnitus
Laryngo-Rhino-Otol 2014; 93: 787–791

Brusis, T., Meister, E. F.:
Plattenepithelkarzinome oder multiple aktinische Keratosen der Haut  durch natürliche UV-Strahlung – eine neue Berufskrankheit
Laryngo-Rhino-Otol, 622-624, 2014

Brusis, T.:
Larynxkarzinom durch intensive und mehrjährige Exposition gegenüber schwefelsäurehaltigen Aerosolen
Laryngo-Rhino-Otol, 323-325, 2012

Brusis, T., Heger, M.:
Das neue Merkblatt zur beruflichen Lärmschwerhörigkeit
HNO – Beilage zu Heft 5/2008

Feldmann, H., Brusis, T.:
Das Gutachten des Hals-Nasen-Ohren-Arztes
Thieme, Stuttgart 2012

Prasher, D.:
Heavy metals and noise exposure: Health effects
Noise & Health, 141-144, 2009

Waldfahrer, F.:
Riechstörungen unter medicolegalen Gesichtspunkten
In: Stoll, W.: Klinik der menschlichen Sinne
Springer, Wien-New York 2008, S. 43-50

Literaturkritik

Berufskrankheiten-Dunkelziffern: In einer „Übersichtsarbeit“ von K.-B. Hüttenbrink et al. zum Thema „Riechstörungen“ (Deutsches Ärzteblatt, 7. Januar 2013) werden diese als Befund einer Berufskrankheit nicht berücksichtigt!

BUCHVORSTELLUNG

 

Prof. Dr. Tilman Keck (Hrsg.), Krankenhaus der Elisabethinen, GrazUNI-MED Science, Bremen 2013
Diese Buchempfehlung bezieht sich auf die
BKV – Nr. 41 04: Kehlkopfkrebs durch Asbestfaserstaub sowie
13 19: Larynxkarzinom / säureh. Aerosole

Buchbesprechung
von T. Brusis, Köln – persönliche Mittlg. (24. 2. 2014)

In der Stimmrehabilitation von Kehlkopflosen haben sich die Stimmprothesen in den letzten 20 Jahren gegenüber der Speiseröhrensprache und den Servox-Sprechhilfen eindeutig durchgesetzt. Heute gehört die primäre Implantation einer Stimmprothese während der Laryngektomie zum Goldstandard. Bei sog. Altfällen oder bei der Unmöglichkeit einer primären Stimmversorgung kann auch eine sekundäre Implantation durchgeführt werden. Der Autor Tilman Keck sowie weitere Co-Autoren beschäftigen sich ausführlich mit der Geschichte, Indikation und Implantation der Stimmprothesen, die sich heute bewährt haben. Außerdem geben sie wichtige Hinweise zur Schluckrehabilitation nach Laryngektomie.
Im ersten Kapitel werden die historische Entwicklung der Stimmrehabilitation mit verschiedenen akustischen und pneumatischen Geräten sowie unterschiedliche operative Verfahren dargestellt. Dann beschreiben die Autoren das operative Vorgehen und einschließlich der Myotomie und geben Empfehlungen für die Gestaltung des Tracheostomas. Anschließend geben sie Hinweise, welche Stimmprothese-Systeme heute verfügbar sind und schildern ihre Vor- und Nachteile. Als Indikation für einen Stimmprothesenwechsel wird eine Aspiration durch eine undichte Kunststoffprothese, eine verschlechterte Sprechqualität oder ein höherer notwendiger Sprechdruck, eine Fistelerweiterung sowie eine Weichteilschrumpfung angegeben. Die oft schwierigen Probleme bei der Nachbehandlung sind ausführlich und kenntnisreich behandelt.
Abschließend beschäftigen sich die Autoren mit Hilfsmitteln zur Rehabilitation, wie einer olfaktorischen Riechhilfe und Kanüleneinsätzen für das fingerfreie Sprechen. Dann geben die Autoren einen Rückblick über die bisherige Entwicklung und einen Ausblick auf die noch ungelösten Fragen (z. B. Biofilmbildung).
Unter Mithilfe erfahrener Co-Autoren ist dem Autor Keck ein wertvolles Kompendium gelungen, welches für jeden, der Laryngektomien und deren Nachbehandlung durchführt, eine wichtige Hilfe sein kann. Gleichzeitig kann es auch als Nachschlagewerk für den niedergelassenen Arzt dienen, der in seiner Sprechstunde laryngektomierte Patienten betreut. Das kleine Lehrbuch ist mit vielen instruktiven fotografischen Abbildungen ausgestattet. Dieser wichtigen Neuerscheinung wird eine weite Verbreitung gewünscht.

Prof. Dr. med. T. Brusis
Institut für Begutachtung
Dürener Str. 199-203
5o931 Köln


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